Handlungsbedarf bei Arbeitskräftemangel und Bürokratie
Eine Umfrage der Dachorganisationen der Wirtschaft Graubünden (DWGR) zeigt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Kanton Graubünden von den Betrieben selber als mittelmässig bis gut eingeschätzt werden. Handlungsbedarf sehen die Umfrageteilnehmenden vor allem beim Abbau von Bürokratie und beim Fachkräftemangel. Graubünden soll sich noch stärker als attraktiver Wohn- und Arbeitsort positionieren. Denn über zwei Drittel der Betriebe haben – unabhängig von Branche und Region - Probleme geeignete Mitarbeitende zu finden. Dieser Umstand wird sich angesichts der grossen Pensionierungswelle und der demografischen Entwicklung im Kanton noch zunehmen.
Zur Auswertung der Umfrage (Daten und Grafiken).
Geschäftslage der Bünder Unternehmen ist gut
An einer Umfrage, welche Anfang Februar 2022 durchgeführt wurde, haben rund 500 Betriebe im Kanton teilgenommen. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass bei gut der Hälfte der Betriebe die Geschäftslage gleich (44%) ist wie vor der Corona-Pandemie. Bei 29% der Betriebe hat sich die Geschäftslage verschlechtert, bei 24% der Betriebe verbessert. Die wirtschaftlichen Aussichten wurden mehrheitlich als stabil (52%) oder als nicht absehbar (25%) eingestuft. Bei einer kleineren Gruppe von Betrieben wird sich die Geschäftslage voraussichtlich verbessern (16%) oder verschlechtern (7%). Die grössten Herausforderungen liegen gemäss Aussagen der befragten Betriebe im Bereich des Arbeitskräftemangels und der Lieferschwierigkeiten. Weiter litten Anfang Februar gewisse Betriebe noch immer an den coronabedingten wirtschaftlichen Einschränkungen.
Gute Noten für wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Der Grossteil der befragten Unternehmen schätzt die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Kanton Graubünden auf einer Fünfer-Skala als gut (50%) oder zumindest mittelmässig (39%) ein. Kleinere Minderheiten schätzten die Rahmenbedingungen als sehr gut (4%), schlecht (5%) oder sehr schlecht (2%) ein. Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden somit von den Umfrageteilnehmenden insgesamt als eher positiv eingeschätzt. Bei der Frage wie sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den letzten zehn Jahren verändert haben, ergibt sich dagegen ein uneinheitliches Bild. Für jeweils rund ein Drittel sind diese stabil geblieben, haben sich verbessert oder verschlechtert. Bei der Zufriedenheit zur kantonalen Wirtschaftsförderung zeigt sich, dass ein Drittel der befragten Unternehmen keine Angaben dazu machen kann, wahrscheinlich weil die Instrumente der Wirtschaftsförderung ihnen zu wenig bekannt sind. Im Durchschnitt werden die sechs befragten Instrumente der Wirtschaftsförderung mit einer mittleren Zufriedenheit bewertet (7% zufrieden, 45% eher zufrieden, 31% eher nicht zufrieden und 17% nicht zufrieden). Am besten wird der Bereich «Forschung, Wissens- und Technologietransfer» bewertet und am schlechtesten der Bereich «Beratung und Unterstützung von Unternehmen durch Regionalentwicklung».
Handlungsbedarf bei Arbeitskräftemangel und Bürokratie
Bei der Frage nach dem grössten Handlungsbedarf bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zeigt sich ein deutliches Resultat. 85% der befragten Betriebe geben an, dass sie einen grossen oder eher grossen Handlungsbedarf beim Abbau von Bürokratie und beim Fachkräftemangel (Attraktiver Wohn- und Arbeitsort) sehen. Für die DWGR ist dies ein deutliches Zeichen an die nächste Legislatur, dass hier anzusetzen ist, wenn der Grosse Rat und die Regierung eine wirtschaftsfreundliche Politik betreiben möchten. Es gibt keine einfachen Lösungen für diese beiden Herausforderungen. Gefordert wird aber der Wille, gemeinsam mit der Wirtschaft konkrete Lösungen dafür auszuarbeiten und umzusetzen. Weitere Bereiche wie «Raumplanung und Baubewilligungen», «Allgemeiner Regulierungsabbau» und «berufliche Aus- und Weiterbildung» erreichen mehr als 60% Zustimmung beim Handlungsbedarf. Bei den anderen Themen liegt der Handlungsbedarf darunter.
Arbeitskräftemangel wird sich noch verschärfen
Beim Arbeitskräftemangel zeigt die Umfrage, dass fast neun von zehn Betrieben bereits jetzt Mühe haben offene Stellen zu besetzen oder künftig damit rechnen. Bereits jetzt hat ein Drittel der Betriebe grosse Mühe ihre Stellen zu besetzen. Angesichts der Berechnungen des Bundesamts für Statistik dürfte sich das Problem des Arbeitskräftemangels nochmals deutlich verschärfen: in Graubünden wird in den nächsten zehn Jahren nur rund ein Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt eintreten, demgegenüber aber drei Arbeitnehmende in Pension gehen. Am meisten fehlt das Personal auf Stufe gelernte Mitarbeitende und spezialisierte Fachkräfte. Im Bereich von Führungspersonen und von Hilfsarbeitern wird die Arbeitskräfteproblematik als vergleichsweise weniger gravierend eingeschätzt.