Potenzial für nachhaltige Technologien in Graubünden

Am Mittwoch, 28. Mai, fand in Chur die Fachtagung «Grüne Technologien als Chance für Graubünden» statt. Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Bildung und Forschung haben sich über die Potenziale und Anwendungen grüner Technologien im Kanton Graubünden ausgetauscht. Eine in Auftrag gegebene Studie, welche am Anlass präsentiert wurde, zeigt ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial für Graubünden, insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energie, nachhaltig Bauen und «grüne» Kunststoffchemie.
Organisiert wurde die Veranstaltung von den Dachorganisationen der Wirtschaft Graubünden (DWGR) im Rahmen des Projekts «Green Tech Kompetenznetzwerk Graubünden». Das Projekt wurde gemeinsam mit rund 30 Partnern aus Wirtschaft, Bildung und Forschung sowie mit der Unterstützung des Kantons lanciert. Sein Ziel ist es, Graubünden langfristig zu einem führenden Standort für grüne Technologien im Alpenraum zu entwickeln.
Energie, Bauen und Kunststoff im Fokus
Die Tagung mit einem abwechslungsreichen Programm wurde von Samuel Enggist moderiert. Dr. Claudia Schärer von der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) eröffnete die Veranstaltung mit der Präsentation einer Analyse, die das wirtschaftliche Potenzial von Green Tech in Graubünden untersucht hat. Im Anschluss sprach Dr. Peter Richner von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) über nachhaltiges Bauen im Spannungsfeld zwischen Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung. Dr. Jan Backmann vom Pharmaunternehmen Roche berichtete in seinem Referat über die Entwicklung nachhaltiger Kunststoffe auf Basis nicht fossiler Rohstoffquellen. Ein weiterer Höhepunkt war das Referat von Christophe Ballif, Direktor des Sustainable Energy Center am CSEM und Professor an der EPFL. Er sprach über die zukünftige Produktion, Speicherung und intelligente Steuerung von Strom.
Praxisbeispiele aus Graubünden
Ein zentrales Element der Fachtagung bildeten mehrere Praxisbeispiele, welche die konkrete Anwendung grüner Technologien in der Bündner Wirtschaft verdeutlichten. Enrico Uffer, CEO der Uffer Gruppe, stellte das Projekt «Resurses» vor. Markus Wolf von der Ritter Schumacher AG präsentierte das Vorhaben «Gutgrün». Giancarlo Weingart, CEO der Gribag AG, gab Einblicke in Ansätze zur praktischen Umsetzung der Kreislaufwirtschaft bei Betonprodukten. Thomas Geissmann von der Axpo Group erläuterte Lösungen zur Speicherung von Strom. Adrian Riedi von der ZENDRA AG stellte die Planung und Umsetzung von alpinen Photovoltaikanlagen vor. François Boone von der GEVAG präsentierte das Projekt Wärmeverbund Rheintal.
Studie zeigt Potenzial auf
Die Technologiepotenzialanalyse, welche im Rahmen des Projekts durch die SATW durchgeführt wurde, zeigt, dass Graubünden über ein beachtliches Potenzial verfügt, um die Wertschöpfung durch nachhaltige Technologien zu steigern. Der Kanton ist reich an nachhaltigen Ressourcen. Der Standort ist gut positioniert, um von den Entwicklungen rund um Green Tech zu profitieren. Besonders relevant sind die Energiegewinnung sowie die Nachhaltigkeit im Bauwesen und in der Kunststoffchemie. Weitere Potenziale ergeben sich, wenn der Kanton als Reallabor für Green Tech agiert. Die Entwicklung des Standorts ist industriegetrieben, die Wege sind kurz und es sind etablierte akademische Institutionen vor Ort, um das Gewerbe und die Industrie zu begleiten. Gemäss dem Bericht sind wirtschaftliche Abwägungen und koordinierte Aktivitäten zwischen der öffentlichen Hand und Privatakteurinnen und Privatakteuren unabdingbar, um Graubünden als attraktiven Standort für Green Tech zu positionieren. So könnte auch die Neuansiedlung von Forschungsinstitutionen und Wissenstransferstellen aus dem Green-Tech-Bereich gelingen. Die skizzierten Potenziale leben vom Know-how am Standort, aber auch von den lokalen Ressourcen, damit die Wertschöpfung im Kanton erhöht werden kann.
Chancen nutzen
Reto Bleisch als Vertreter des Kantons zeigte die Möglichkeiten zur Förderung von Green Tech über die kantonale Standortförderung auf. Den Abschluss der Tagung bildete eine Diskussionsrunde rund um die Frage, was es braucht, um die wirtschaftlichen Chancen von grünen Technologien nutzen zu können. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass neben guten Rahmenbedingungen die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren wichtig ist. Neben den natürlichen Ressourcen wie Biomasse, Holz, Wasser und Sonne, welche in Graubünden reichlich vorhanden sind, gilt es, die kurzen Wege und die Innovationskraft der Bündner Unternehmen zu nutzen. Neben der Besetzung von technologischen Nischen bringen grüne Technologien auch Potenzial für die Exportindustrie. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass sich der Kanton Graubünden in einer guten Ausgangslage befindet, um das Wertschöpfungspotenzial der grünen Technologien in den nächsten Jahrzehnten zu nutzen. Aus dem initialisierten Netzwerk sollen innovative Vorhaben hervorgehen, welche mit Mitteln aus dem Bündner Klima- und Innovationsgesetz zweckmässig gefördert werden können.